Ein müdes Lächeln. Mehr konnte man seinem Gesprächspartner
nicht abgewinnen, wenn man behauptete, zum ersten Auswärtssieg der Saison zu
reisen. Nach Braunschweig. Aufsteiger vor der Brust, Pokalaus noch im Nacken.
Nach der katastrophalen Fahrt ins Saarland sollte es vergleichsweise entspannt
im Auto nach Braunschweig gehen. Aber ohne Komplikationen ging es auch auf
dieser Fahrt nicht. Weiterlesen!
Um 15 Uhr machten wir uns zu viert auf den Weg nach Braunschweig. Knappe zwei Stunden Fahrtzeit zeigte das Navi an und so sollten wir mehr als rechtzeitig beim Aufsteiger ankommen. Motiviert bis in die Haarspitzen ging auch alles gut. Bis, ja, bis wir die Ausfahrt nach Braunschweig nehmen sollten. Zwei dicke rote Klebestreifen zierten das Ausfahrts-Schild, einmal quer drüber gepappt. Aber es führen ja bekanntlich viele Wege nach Rom und unser Navi schlug vor, die nächste Ausfahrt zu nehmen. So dauerte es nicht lange, bis die Frauenstimme an der Windschutzscheibe uns befahl, die „Ausfahrt vor Ihnen“ zu nehmen. Einziges Problem: Die dicken roten Klebestreifen, die uns bereits vor ein paar Minuten die Zufahrt nach Braunschweig verwehrten, fanden sich auch an dieser Ausfahrt wieder. Super! Die Ankunftszeit laut Navi war mittlerweile auf 17:30 Uhr geklettert.
Nach der 600sten überklebten Ausfahrt schlug die Rückbank
vor, die Umleitung in Richtung Berlin zu nehmen. Dieser Vorschlag bescherte uns
neben einem tollkühnen Fahrmanöver – die Umleitung war nämlich gar nicht soooo
toll ausgeschildert – auch die Fahrt durch viele kleine Dörfer, die dafür
sorgten, dass unsere Ankunft mittlerweile auf 18 Uhr taxiert wurde. Aber siehe
da: Zwei Liter Angstschweiß, ein paar Bewegungen auf der Uhr und ein herzhaftes
Lachen später (Danke, Hertha!) waren wir in Braunschweig. Da für
Parkplatz-Suche und Fußmarsch zum Stadion nochmal 20 Minuten drauf gingen,
waren wir kurz vor Anpfiff im
Gästeblock. Geht doch!
Die Treppen des Blocks waren übersät mit Menschen. Alle
wollten sie hier her, zum Auswärtsspiel nach Braunschweig. Und mein erster
Gedanke war, dass tatsächlich alle hier sind, so voll wie es war. Schnell einen
Platz gesucht und los geht’s. Werder war vom Anstoß an die bessere Mannschaft,
da brauchen wir gar nicht drüber reden. Aber manchmal ist eben besser
schlechter als gut. Und so war es auch in Braunschweig. Werder war zwar besser
als der BTSV, erspielte sich aber kaum nennenswerte Torchancen in Halbzeit
eins.
Anders sah es im zweiten Durchgang aus. Werder hatte bis zur
60. Minute die klar besseren Gelegenheiten und hätte längst führen müssen.
Einen Torwartfehler nicht genutzt, dann das leere Tor aus spitzem Winkel nicht
getroffen. Bitter! Auch bitter: Plötzlich wurde Braunschweig wach. Vom Lattenschuss
bis zum Fallrückzieher im Werder-Strafraum war alles dabei. Kein Wunder, dass
da im Gästeblock einige Köpfe zu qualmen und rauchen begannen.
Und als man gerade dachte, Werder fängt sich gleich das 1:0,
da taut unsere Österreich-Connection auf. Prödl mit dem Befreiungsschlag in den
Lauf von Junuzovic und der eiskalt mit links in den Winkel. Vollkommene Ekstase
im Gästeblock. Vollkommene Ekstase auf dem Feld. Was für ein geiles Bild war
das bitteschön, als Zlatko im Moment der großen Erleichterung auf den Block
zustürmt, seine Mitspieler direkt hinter ihm her!? Ich wollte überhaupt nicht
mehr aufhören, mit meinem Halsschmerz verursachenden „JAAAAAAAAA!!!“. Schnell
von links nach rechts, den Andree Wiedener und die letzten Minuten des Spiels
herunter zittern.
Als dann endlich die quälend langen drei Minuten der
Nachspielzeit überstanden waren, keimte in mir ein beinahe in Vergessenheit geratenes Gefühl
auf. Wir haben gewonnen! Endlich wieder ein Sieg, dann auch noch auswärts.
Besser konnte die Saison nicht starten. Ob Werder dabei ein gutes Spiel machte
oder nicht, das ist mir so was von egal. Hauptsache gewonnen!
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