Es gibt viele Gründe, sich auf die neu
beginnende Saison zu freuen. Um vier Uhr morgens aufstehen gehört sicherlich
nicht dazu. Um sechs Uhr im ICE nach Hannover zu fahren um dort umzusteigen,
dann aber zu erfahren, dass sich jemand vor unseren Anschlusszug nach Frankfurt
geschmissen hat ist allerdings auch nicht viel besser. Der Tag ging also
richtig toll los. Mit einer halben Stunde Verspätung im Gepäck fuhren wir
direkt in die nächste Katastrophe und standen erst einmal in Göttingen. Ja,
Göttingen. Nicht Frankfurt. GÖTTINGEN! Das ist der nächste gottverdammte Halt
für unseren ICE gewesen. „Notarzteinsatz in unserem Zug“ hieß es. Nochmal 20-30 Minuten Verspätung. Geil. Damit
hätten wir dann eine voraussichtliche Ankunftszeit von 15 Uhr. Ergo: Erste
Halbzeit schon mal so gut wie verpasst.
Aus den 20-30 Minuten wurden glücklicherweise nur fünf. Und
obwohl die dezent genervte Zugbegleiterin es verhindern wollte, stiegen wir
wieder in den Zug nach Frankfurt. Dieser fuhr uns dann freundlicherweise direkt
nach Mannheim. Jetzt noch gefühlte fünf Tage mit der Bimmelbahn über
Kaiserslautern nach Saarbrücken. 14:29 Uhr: Wir sind da. Sprint zum Stadion,
Fußball gucken.
Endlich ging es wieder los. Endlich zurück in der Kurve,
wenn auch Auswärts. Oder besser: Zum Glück auswärts, ist der Support bei
Heimspielen doch deutlich schlechter, als in der Ferne. Hoch motiviert wurde in
die ersten Gesänge eingestimmt. Das Spiel lief bereits seit zehn Minuten und
die sich aufdrängende Frage nach dem schwachen Support wurde auf dem Platz beantwortet.
Fußball zum dahin schmelzen. Aber nicht etwa Zuckerpässe und Ballstafetten
zierten das Spiel unserer Traumwandler, nein. Einzig die Sonne und motivierte
Saarbrücker Fußballer machten uns Feuer unterm Hintern. Das in der Folge erst
Mielitz eine Flanke unterläuft, irgendein Abwehrspieler am Ball vorbei tritt
und sonst wer in Blau-Schwarz den Ball in den Winkel nagelt war die nur logische
Folge. Und alle so: Heeeeeey, DFB-Pokal.
Egal, Mund abwischen. Weitermachen. Der schnelle Ausgleich
in Halbzeit zwei ließ Euphorie auf schwappen. Auf dem Platz wie auf den Rängen.
Plötzlich stand der Gästeblock wieder wie eine Wand hinter der Mannschaft, die
sich plötzlich Chancen erspielte.
Wahnsinn. Die Tür zur zweiten Runde war ganz weit auf, für beide Teams.
Tormöglichkeiten hüben wie drüben. Miele machte seinen Fehler vom 1:0 mehrfach
wett, Arnautovic und Konsorten hingegen scheiterten teils kläglich an sich
selbst. Konsequenz: Verlängerung. Unser Zug ging um 17:33 Uhr wieder zurück gen
Norden, deshalb spekulierten wir auf eine Entscheidung innerhalb der nächsten
30 Minuten, da wir uns ein mögliches Elfmeterschießen nicht hätten angucken
können. Das mit dem Wunsch nach einer schnellen Entscheidung tut mir im
Nachhinein echt leid. Ein abgefälschtes Gurkentor zum 2:1 und ein starker
Konter zum 3:1 brachten das Fass im Gästeblock zum überlaufen. Sonnenbrillen
flogen aufs Feld, Fahnenstöcke gingen zu Bruch. Und womit? Mit Recht! Ein so
unterirdisches Spiel habe ich von Werder noch nie gesehen. 600 Kilometer
Anreise, 120 Minuten mitten in der Sonne bei 2,50€ für ein Wasser. Dann vom
Drittligisten vorgeführt. Na herzlichen Dank. Abpfiff. Nichts wie weg hier, im
Eilschritt zum Bahnhof und ab nach Hause. Mit der Gewissheit, hier garantiert
nie wieder herkommen zu wollen, kehrten wir Saarbrücken den Rücken zu.
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