Die Anreise. Und Scooter.
Tja, Gladbach. Wie bereits in "Ein Blick über den Tellerrand" geschrieben, kann in Gladbach alles passieren. Von der dicken Packung bis hin zum eigenen Schützenfest. Man durfte also gespannt sein. Mein persönlicher Wunsch war ein Unentschieden, an einen Sieg wollte ich nicht denken. Zum Glück. Hätte ich auch nur den Ansatz einer Hoffnung auf drei Punkte gehabt, wäre ich so was von enttäuscht gewesen. So konnte ich zumindest sagen:„Hey, war doch irgendwie klar.“. Aber der Reihe nach.
Im Auto ging’s nach Gladbach. Mit an Bord ein befreundeter
Groundhopper und Werderfan, dem man problemlos stundenlang zuhören kann, wenn es um die wildesten Fahrten seiner Hopperlaufbahn geht.
Und natürlich meine Freundin, die ihr erstes Auswärtsspiel bestritt und vorher
schon fleißig das „Egal wo du auch spielst…“ eingeübt hat. Sonst gibt es nichts
Aufregendes über die Anreise zu erzählen. Keine Staus, keine Selbstmorde, keine
gesperrten Abfahrten. Nichts, rein gar nichts lief schief. Nicht einmal die
Musik war zu laut. Tiefenentspannt kamen wir an, die Kontrollen waren schnell
erledigt, der Platz im Block sofort gefunden. Jetzt noch ein gutes Spiel vom
SVW und das Wochenende bekommt einen Haken plus Sternchen und Smiley. Natürlich
kam es anders. Werder war an diesem Wochenende so weit von einem guten Spiel
entfernt, wie Nordkorea von der Demokratie. Fehlpässe, Ballverluste,
Ideenlosigkeit. Es kam alles zusammen.
Gladbach spielte in der ersten halben Stunde so ein bisschen
Fußball - nichts außergewöhnliches dabei - und Werder beschränkte sich auf harmlose Konter und die Vermeidung von
Gegentoren. Schön war das nicht, aber immerhin stand die Null. Bis Gladbach
dann keine Lust mehr hatte, sich mit kurzen Pässen durch die dichten
Abwehrreihen zu arbeiten. Ein langer Ball auf Arango, Werders Abwehr kommt
nicht hinterher und dann noch der Beinschuss für Mielitz. DÖPDÖPDÖP. Na danke,
der Bann ist gebrochen. Der Baxxter Döp‘t. Und alle so: Heeeey, Scooter.
Die erste Halbzeit hatte echt nicht viel zu bieten. Elia
verletzt raus, Petersen so schwach wie nie und Hunt offensichtlich mit
Motivationsproblemen. Ganz im Ernst: Wenn ein Spieler keine Lust mehr hat, dann
muss er weg. Auf die Bank, auf die Tribüne. Ganz egal. Aber nicht aufs Feld.
Dazu gibt’s später noch einen kleinen Nachtrag. Bei Petersen ist das Zusehen momentan einfach traurig. Ich will ihm sein Talent nicht zur
Gänze absprechen, aber wer keinen einzigen Ball annehmen kann, ohne dass dieser
fünf Meter verspringt, der darf nicht in der Startformation einer
Bundesligamannschaft stehen. Sorry, ist aber so. Da mir der Typ super sympathisch ist, hoffe ich auf baldige Besserung.
Eine neue Runde – eine neue
Wahnsinnsfahrt. Halbzeit zwei.
Zweite Halbzeit. Gladbach spielte jetzt tatsächlich etwas
besseren Fußball, wobei sich „besser“ an der Spielgeschwindigkeit misst.
Während Werder im Aufbauspiel fünf Stationen für die Spielverlagerung braucht,
schafft Gladbach das mit zweien. Und genau da liegt Werders Problem. Es dauert
einfach alles viel zu lange. Beste Konterchancen werden da vergeudet, weil
nicht (oder eben zu langsam) nachgerückt wird. Die Ponys Fohlen machten
das besser, spielten schnell nach vorne und verursachten völliges Durcheinander
in Werders Abwehr. Um auf 2:0 zu erhöhen brauchte Gladbach dann trotzdem die
Hilfe von Mielitz. Einen Distanzschuss, nach vorne abgewehrt, darf Raffael vor
dem zu langsamen Prödl abstauben. DÖPDÖP. Ich brech zusammen.
Damit war das Spiel verloren. Aber Totentanz im Gästeblock?
Denkste! Mit einem Mal wurde es richtig laut, da konnten selbst die
Support-Verweigerer vor uns nicht still bleiben. Werder Bremen olé aus voller
Kehle. Wunderbar. Und dann der Anschlusstreffer. Gedankengänge: „Nur noch 2:1. Eigentor? Schietegal! Vollgas
auf den Rängen, jetzt kribbelts plötzlich. Werder macht gleich das 2:2, ganz
sicher!“ . . . . und dann spielte nur noch Borussia. Kombinationssicher,
schnell, druckvoll. So, wie Werder es nun hätte zelebrieren
sollen. Logische Folge: Gegentore. Und was für welche. Erst lässt sich die
grün-weiße Abwehr im eigenen Fünf-Meter-Raum schwindelig spielen – das
schlimmste Gegentor der Saison -, dann der Ausflug von Mielitz. Bitte, ich weiß
doch wohl wie schnell der Herrmann ist und wie langsam ich selbst bin. Dann
renn ich doch nicht geistesabwesend aus dem Strafraum heraus. Bei solchen
Tagestrips kann es nur zwei Möglichkeiten geben: Entweder fliegt Mielitz mit
Rot, weil er den Stürmer abräumt, oder es fängt wieder an zu Scootern. DÖPDÖP
#4. Dazke!
Spiel verloren, der Boden der Tatsachen lässt grüßen.
Sicher, Gladbach ist dieses Jahr kein Maßstab für Werder. Die werden wieder um
Europa mitspielen, Werder wird einen möglichen Mittelfeldplatz dankend annehmen müssen. Aber ins
Mittelfeld ist es noch ein langer Weg und das Primärziel „40 Punkte“ ist noch
34 Zähler entfernt. 34 Punkte. Das ist 11 Mal gewinnen und ein 4:4 in Stuttgart. Ganz schön viel. Jetzt
kommt Frankfurt nach Bremen, danach geht es nach Hamburg. Spätestens da müssen dann wieder drei Punkte her. Und das
nicht, weil der H?V so schlecht ist, sondern weil es das Derby ist. Wer sich da
nicht zerreißt und den Dreier will, der darf gehen!
Marko Arnautovic und Aaron Hunt
„Der darf gehen!“ hieß es am Montag auch für Marko
Arnautovic. Der großen Klappe folgten keine großen Taten, was den logischen
Abgang des Österreichers zur Folge hatte. Wirklich traurig bin ich darum jetzt
nicht, wenngleich er ein richtig guter Kicker hätte werden können. Aber da
steht einfach das Ego im Weg. Schade, tschüß!
Weltklasse-Überleitung 2.0: Im Weg. Im Weg steht momentan
Aaron Hunt. Und die Betonung liegt auf „steht!“. Der Mann wirkt auf dem Platz
wie ein Fremdkörper. Das war gegen Dortmund so und nahm in Gladbach seinen
grausamen Lauf. Ganz, ganz schlimm. Er nimmt nicht am Spiel teil, wirkt lustlos und
völlig abwesend. Schade. Ich hatte die leise Hoffnung, dass er endlich aus
seinem „ewigen Talent“-Dasein ausbrechen kann und die Mannschaft führt. Wenn er
aber so weiterspielt wie bisher, dann ist das einzig Führende bei Aaron Hunt
der Weg auf die Bank.
Damit vorerst genug. Die Bundesliga verabschiedet sich in
die völlig nutz- und sinnlose Länderspielpause. Werder gastiert währenddessen am
Donnerstag in Hamburg und spielt gegen St. Pauli. Mal sehen, ob wir die beiden
neuen Argentinier da von Beginn an zu Gesicht bekommen werden.
Bis dahin, nur der SVW!
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