21.09.2013. Der große SVW gewinnt mit 2:0 beim
unsympathischen der beiden Hamburger Clubs. Nach den letzten Leistungen, vor
allem der gegen Frankfurt, konnte man da nicht wirklich von ausgehen. Obwohl
Hamburg blau in Dortmund mit 6:2 unter die Räder kam, war von Optimismus nichts
zu spüren. Zu tief saß der Stachel nach dem 0:3 gegen die SGE. Als der H?V dann
auch noch Trainer Fink entließ, war die Niederlage perfekt. Vielerorts wurden
die derbsten Klatschen prognostiziert. Gut nur, dass sich die Mannschaft davon
nicht beeindrucken ließ und gegen Hamburg endlich wieder einen Dreier einfuhr.
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Die Anreise
Werder gegen die ewigen Loser. Was ist das immer für ein
Trara im Vorfeld. Kein Jahr vergeht, ohne dass mindestens ein großes
Boulevardblatt die Sensations-Nachricht parat hat. Früher hieß es Jahr
für Jahr, dass Ivan Klasnic so gern wieder in seiner Heimatstadt kicken würde. Dieses
Jahr war es plötzlich Thomas Schaaf, der angeblich schon in Hamburg
unterschrieben hätte. Wahnsinn, was sich die vier großen Buchstaben immer
wieder einfallen lassen. Ungeachtet dessen, planten wir unsere Reise nach
Hamburg. Zwei Autos sollten wir brauchen, auch wenn zwei Mitfahrer kurz vor dem
großen Tag noch absagen mussten. Es gibt eben wichtigeres, als Fußball. Also zu
acht nach HH. A1 und Elbtunnel stellten wider Erwarten keine großen Hindernisse
dar, sodass wir pünktlich um 13:10 „Parkplatz braun“ erreichten. Wie gern
hätten wir einen anderen Parkplatz angesteuert und den Waldmarsch gemieden. Dieser
alljährliche Spießroutenlauf machte uns alle etwas nervös, stellte sich aber
als unproblematisch heraus. Da hat man auch schon anderes erlebt. Völlig
tiefenentspannt kamen wir am Gästeblock an, tranken noch schnell das warme
Flaschenbier vom Supermarkt daheim aus und betraten die „Wie-auch-immer-gerade-getauft“-Arena.
„Aber bitte mit Maske“
– erste Angriffsversuche
Die ersten Angriffsversuche der Partie fanden statt, bevor
der Schiedsrichter das Spiel überhaupt angepfiffen hatte. Nein, bevor er und die
Mannschaften überhaupt daran dachten, den Rasen zu betreten. Wie schon im
letzten Jahr, gab es einen Angriff der CFHH auf den Gästeblock. Diesmal versuchten
die Hamburger es über den Unterrang, während sie im letzten Jahr noch die „Adrian
unvergessen“ Choreo im Oberrang stören wollten. Ein Knall, dann ein paar Laute „EY“-Rufe
und plötzlich waren sie da. Mackerhaftes rumgehüpfe, Sturmhauben, geballte
Fäuste. Feuer frei, für die Chosen Few. Was für ein Affentheater. Lange mussten
sie jedenfalls nicht warten, da hüpften die ersten Bremer über den Zaun des
Gästeblocks und das muntere Stelldichein der fliegenden Fäuste durfte beginnen.
Passend zum Auftakt des Oktoberfests flogen Brezn in, und Bierbecher aus dem
Gästeblock. Nach wenigen Augenblicken ruderten die ersten CFHH’ler heftig mit
den Armen und deuteten den Rückzug an, während andere den Weg nach unten
suchten, um diesen Teil des Gästeblocks zu begutachten. Hier stießen dann auch
die Cops dazu, die mit massig Pfefferspray in die Menge gingen, Bremer zurück
in den Gästeblock hievten und ein paar Hamburger festnahmen. Einer der
festgenommenen verlor dabei seine Hose. Ich sag mal so: „Mama ist
stolz auch dich“.
Ich frage mich nun, wie um alles in der Welt ein solcher
Angriff zu stande kommen kann. Ist ja nicht so, dass da nur zehn Hamburger
beteiligt gewesen wären. Ich würde die Gruppe auf 30-50 Personen schätzen. Bei
dem Haufen an Polizei und Ordnern, der da im Stadion herumlief, muss es doch
ein paar Leuten auffallen, dass sich da eine größere Gruppe zusammentut und in
Richtung Gästeblock marschiert. Gerade nach den Vorkommnissen der letzten
Saison. Ist mir schon klar, dass die nicht alle zusammen gelaufen sind, aber
wenn immer wieder kleine Grüppchen an mir vorbei kommen, die ich alle dem
selben Kern zuordnen kann, dann werde ich doch zumindest skeptisch und weise
meine Kollegen darauf hin. Wurde offensichtlich nicht getan, weshalb ich Erich
Kästner zitieren möchte, der einst sagte: „An allem Unfug, der passiert, sind
nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht
verhindern.“ Es gab auch mal einen Banner in der Ostkurve, der dieses Zitat
aufleben ließ. Als kleiner Wink mit dem Zaunpfahl.
Fußball. Endlich Fußball.
Dann wurde irgendwann auch Fußball gespielt. Zwar in der
ersten Halbzeit nicht vom HSV, dafür aber von Werder. Da erinnerte nichts mehr
an den fahrigen Auftritt gegen Frankfurt. Die Pässe kamen einigermaßen beim
Mitspieler an (wobei eine Passquote von 68% echt noch sehr ausbaufähig ist),
Zweikämpfe wurden angenommen und gewonnen und die Abwehr strahlte größtenteils
echte Sicherheit aus. Das ein oder andere Mal erinnerte der gezeigte Fußball an
fast vergessene Zeiten, zu denen die Tore nur so zelebriert wurden. So
geschehen beim 1:0. Elia mit der Hacke auf Fritz, der legt den Turbo ein,
spielt den Ball durch den Strafraum auf Petersen und Nils beendet seine
Torflaute per Abstauber. Endlich! Die völlig verdiente Führung nach etwas mehr
als einer halben Stunde.
In der zweiten Halbzeit machte Werder dann zu wenig, woraufhin
Hamburg unser Tor geradezu belagerte. Echte Torchancen entstanden dabei aber
nur selten, obwohl Werder mittlerweile sowohl im Zweikampfverhalten als auch in
der Passgenauigkeit extrem nachgelassen hat. Und wenn es dann doch mal
gefährlich wurde, war Miele zur Stelle. Der, das muss man auch erwähnen, machte
ein fehlerfreies und gutes Spiel! Genau wie Santiago Garcia, der als linker
Verteidiger absolut überzeugte.
Beim H?V hingegen wusste niemand so recht zu überzeugen. Van der Vaart’s Freistöße
landeten alle samt in Mielitz‘ Armen und in der Abwehr spielte Stellingen mehr
als verunsichert. Zwei Mal konnte Petersen den Ball früh im Mittelfeld erobern
und leitete dadurch riesen Chancen ein, die beide in Tore umgemünzt werden mussten. Doch zuerst scheiterte
Petersen selbst am besten Hamburger - René Adler - und danach bekam Prödl völlig
frei vorm Tor den großen Flattermann und schob das Leder am Kasten vorbei. Die
Angst, dass sich das noch rächen könnte, war am Ende unbegründet. Die nächste
schlechte Hereingabe vom wankenden
Holländer konnte Mielitz abfangen, seinen Abschlag wusste Petersen clever zu
verarbeiten und nach dem Doppelpass mit Gebre Selassie dann gefühlvoll im
leeren Hamburger Tor unterzubringen. 2:0 Auswärtssieg und wieder einmal
Derbysieger.
Ob dieser Sieg die von mir im letzten Blog prophezeite
Kehrtwende war, wird man gegen Nürnberg sehen. Die sind am kommenden Sonntag zu
Gast im Weserstadion und sollten die drei Punkte eigentlich in Bremen lassen.
Obwohl die Cluberer zuletzt einen Punkt gegen Dortmund holen konnten, sehe ich
uns als Favorit. Es muss jetzt zu Hause einfach ein paar Siege geben und
Nürnberg und Freiburg sind dafür genau die richtigen Gegner.
Also, bis demnächst, ihr Derbysieger!
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