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Donnerstag, 15. August 2013

„Hey, lass doch nach Saarbrücken!“

Eins will ich vorweg sagen: Ich fahre nie wieder – NIE WIEDER!!! – mit dem Zug nach Saarbrücken. Zugegeben, auf einem Sonntag durch ganz Deutschland an die französische Grenze zu fahren um Werder in der ersten Runde des DFB-Pokals spielen zu sehen.. ja, das war dumm. Aber was soll man machen, wenn ein vermeidlich guter Freund nach der wieder mal zu langen Sommerpause vorschlägt: „Hey, lass doch nach Saarbrücken!“. Kurzer Satz, verheerende Folgen. Weiterlesen!

Es gibt viele Gründe, sich auf die neu beginnende Saison zu freuen. Um vier Uhr morgens aufstehen gehört sicherlich nicht dazu. Um sechs Uhr im ICE nach Hannover zu fahren um dort umzusteigen, dann aber zu erfahren, dass sich jemand vor unseren Anschlusszug nach Frankfurt geschmissen hat ist allerdings auch nicht viel besser. Der Tag ging also richtig toll los. Mit einer halben Stunde Verspätung im Gepäck fuhren wir direkt in die nächste Katastrophe und standen erst einmal in Göttingen. Ja, Göttingen. Nicht Frankfurt. GÖTTINGEN! Das ist der nächste gottverdammte Halt für unseren ICE gewesen. „Notarzteinsatz in unserem Zug“ hieß es. Nochmal 20-30 Minuten Verspätung. Geil. Damit hätten wir dann eine voraussichtliche Ankunftszeit von 15 Uhr. Ergo: Erste Halbzeit schon mal so gut wie verpasst. 

Aus den 20-30 Minuten wurden glücklicherweise nur fünf. Und obwohl die dezent genervte Zugbegleiterin es verhindern wollte, stiegen wir wieder in den Zug nach Frankfurt. Dieser fuhr uns dann freundlicherweise direkt nach Mannheim. Jetzt noch gefühlte fünf Tage mit der Bimmelbahn über Kaiserslautern nach Saarbrücken. 14:29 Uhr: Wir sind da. Sprint zum Stadion, Fußball gucken.
Endlich ging es wieder los. Endlich zurück in der Kurve, wenn auch Auswärts. Oder besser: Zum Glück auswärts, ist der Support bei Heimspielen doch deutlich schlechter, als in der Ferne. Hoch motiviert wurde in die ersten Gesänge eingestimmt. Das Spiel lief bereits seit zehn Minuten und die sich aufdrängende Frage nach dem schwachen Support wurde auf dem Platz beantwortet. Fußball zum dahin schmelzen. Aber nicht etwa Zuckerpässe und Ballstafetten zierten das Spiel unserer Traumwandler, nein. Einzig die Sonne und motivierte Saarbrücker Fußballer machten uns Feuer unterm Hintern. Das in der Folge erst Mielitz eine Flanke unterläuft, irgendein Abwehrspieler am Ball vorbei tritt und sonst wer in Blau-Schwarz den Ball in den Winkel nagelt war die nur logische Folge. Und alle so: Heeeeeey, DFB-Pokal. 

Egal, Mund abwischen. Weitermachen. Der schnelle Ausgleich in Halbzeit zwei ließ Euphorie auf schwappen. Auf dem Platz wie auf den Rängen. Plötzlich stand der Gästeblock wieder wie eine Wand hinter der Mannschaft, die sich plötzlich Chancen erspielte. Wahnsinn. Die Tür zur zweiten Runde war ganz weit auf, für beide Teams. Tormöglichkeiten hüben wie drüben. Miele machte seinen Fehler vom 1:0 mehrfach wett, Arnautovic und Konsorten hingegen scheiterten teils kläglich an sich selbst. Konsequenz: Verlängerung. Unser Zug ging um 17:33 Uhr wieder zurück gen Norden, deshalb spekulierten wir auf eine Entscheidung innerhalb der nächsten 30 Minuten, da wir uns ein mögliches Elfmeterschießen nicht hätten angucken können. Das mit dem Wunsch nach einer schnellen Entscheidung tut mir im Nachhinein echt leid. Ein abgefälschtes Gurkentor zum 2:1 und ein starker Konter zum 3:1 brachten das Fass im Gästeblock zum überlaufen. Sonnenbrillen flogen aufs Feld, Fahnenstöcke gingen zu Bruch. Und womit? Mit Recht! Ein so unterirdisches Spiel habe ich von Werder noch nie gesehen. 600 Kilometer Anreise, 120 Minuten mitten in der Sonne bei 2,50€ für ein Wasser. Dann vom Drittligisten vorgeführt. Na herzlichen Dank. Abpfiff. Nichts wie weg hier, im Eilschritt zum Bahnhof und ab nach Hause. Mit der Gewissheit, hier garantiert nie wieder herkommen zu wollen, kehrten wir Saarbrücken den Rücken zu.

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