3:2
HEIMSIEG! Auch für den anderen H?V gibt es gegen Werder in dieser Saison
keine Punkte. Traumhaft! Fußball am Sonntag ist eigentlich nicht so mein Ding.
Trotzdem wurde das Spiel gegen 96 zum absoluten Highlight. Unter Flutlicht die
nicht so gern gesehenen Niedersachsen mal eben ganz dreckig niedergekämpft,
dazu einen Publikumsliebling geboren. Top. Natürlich hätte einiges besser sein
können, aber wir haben uns in dieser Saison geschworen, nicht zu motzen, wenn’s
‘nen Dreier zu bejubeln gab.
Nach der 3:0 Packung in Wolfsburg gab es nur wenig, was
einen so richtig Hoffnungsvoll stimmte, vor dem Spiel gegen Hanoi. Weder die
Tatsache, dass der Gast noch kein einziges Tor in der Ferne schoss, noch die
stark verbesserten Leistungen von Sebastian Mielitz taugten als Punktegarantie.
Und während der eine Teil der Reisegruppe davon sprach, bei einem Sieg mit vier
Toren Unterschied eine Runde Freimaak zu spendieren, prognostizierte der andere
eine klare Niederlage. Da nehm ich doch lieber den Freimarkt.
Das Spiel war keine 20 Minuten alt, da drohte Mitfahrer #2
Recht zu behalten, was uns allen nicht so wirklich schmeckte. Fritz säbelt im
Strafraum völlig kopflos Stürmer Sobiech um, kassiert Gelb und Huszti darf aus
11 Metern einnetzen. Herrlich. Schlechter konnte es eigentlich nicht losgehen.
Positiv zu vermerken ist jedoch, dass Fritz seinen Fehler ohne rumgemurre
einsah, die Karte und den völlig berechtigten Strafstoß hinnahm und sich danach
für die Mannschaft den Allerwertesten aufriss. Auch wenn seine Aktionen im
Angriff meist uneffektiv blieben und er sicher keinen guten Eindruck
hinterließ, kann man nicht behaupten, er hätte sich nicht bemüht. Richtig stark
war der Auftritt aber leider nicht.
Klasse war hingegen der Kampf, den die Mannschaft nach dem
frühen Rückstand bot. Man hat gemerkt, dass das Team die kalte Dusche nicht auf
sich sitzen lassen wollte, spielte mutig nach vorne und belohnte sich zügig.
Elia im Strafraum schneller und cleverer als sein Gegenspieler, Hunt vom Punkt
aus souverän. 1:1 durch zwei Elfmeter und es waren gerade einmal 25 Minuten
gespielt. Roch stark nach einem denkwürdigen Kick und Werder tat alles, damit
es auf den Rängen nicht langweilig wird. Durch eine nicht ganz so gelungene
Abwehrarbeit gab es kaum Momente zum durchatmen. Andrööösen scheitert per Volley
nur knapp, Prib schafft es asf 6 Metern nicht, Mielitz per Direktabnahme zu
überwinden. Da passte es doch gut, dass Werder mit einem einzigen durchdachten
Angriff zum 2:1 traf. Hunt etwas zu lang auf Junuzovic, der mit einigem Risiko
auf Makiadi und der aus etwas weniger als einem Meter mit dem Kopf zu seinem ersten
Tor für Werder. Glückliche Bude, glückliche Zuschauer. Zumindest für ein paar Augenblicke.
Nur drei Minuten nach der Führung gleicht Sakai aus. „Ein Schuss wie Fukushima“,
um mal Stadionsprecher Stolli zu zitieren. Mit 104 Sachen jagte der Japaner den
Ball in die Maschen. Und auch wenn die Kugel mittig ins Tor flog, Miele vielleicht
etwas zu weit vor selbigem stand, gebe ich ihm an dem Ding nur wenig Mitschuld.
Mit so einer Rakete rechnet niemand. Niemand. Olli Kahn vielleicht. Aber der
hat sich auch gemahlene Menschenknochen ins Müsli gepustet.
2:2 also zur Halbzeit. Vier Tore, davon zwei per Strafstoß.
Was kommt da in der zweiten Hälfte nur auf uns zu? Tja, erst mal nichts.
Fehlpässe und Fouls ohne Ende. Von der Spielfreude des ersten Durchgangs war
nichts mehr zu merken. Vielmehr ging es jetzt über den Kampf. Und den nahm Werder an. Nach etwa einer Stunde
dann ohne Kapitän Fritz, der Platz machte für Davie Selke. Mutiger Wechsel von
Dutt, den wir unter anderen Trainern wohl nicht gesehen hätten. Und Selke
machte seinen Job gut, setzte Hannover mächtig unter Druck. Denn plötzlich war
da einer in Werders Sturm, der auf die Verteidiger drauf ging. Und das
entfesselte dann die Angriffslust von grün-weiß. Erst Elia aus spitzem Winkel
und dann die Mega-Chance für Cedric Makiadi. Aus knapp sechs Metern bringt er
den Ball nicht im Tor unter. Was sich dumm anhört, ist auf einen absoluten
Wahnsinnsreflex von Hannovers Zieler zurückzuführen. Da haben wir ganz schön
große Augen gemacht.
In der Folgezeit sorgten beide Teams für extrem hohen
Blutdruck auf den Rängen. Für kollektives Ausrasten dann zum Glück nur noch
Werder. Und wie. Freistoß Hunt, Kopfball Garcia. Zieler zu überrascht,
Abstauber, DINGDINGDING!!! Irgendwie stolpert der das Ding über die Linie. Was
dann folgte, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Der Abwehrspieler
verschwindet in der Ostkurve, die Ostkurve versinkt in den folgenden Minuten
unter der auf den Wellenbrechern stehenden Menschenmenge. Völliges Chaos und
alle für den SVW. Der Blick in den Oberrang war der absolute Wahnsinn. Selbst
dort standen sie auf den Sitzschalen und brüllten Werder zum Heimsieg gegen 96.
Die vier Minuten Nachspielzeit schnell abgezittert und dann den zweiten
Derbysieg an diesem Wochenende gefeiert (Werder II 3:0 H?V II am Samstag wollen
wir mal nicht unter den Tisch fallen lassen).
Was sagt uns dieser Heimsieg nun? Ganz klar, Werder kann
kämpfen und Werder kann auch Zittersiege. Und das ist ganz wichtig. Ich würde
behaupten, dass wir das Spiel am Ende der letzten Saison noch mit einem 3:3 in
der Nachspielzeit beendet hätten. Am Sonntag haben alle Spieler gezeigt, dass
sie bereit sind, für Punkte zu kämpfen. Und gerade das ist in Zeiten wie diesen
unumgänglich. Spielerisch ist Werder dieses Jahr sicherlich keines der
Topteams. Aber die Jungs geben auf dem Platz alles. Und das ist das Entscheidende.
Nächste Woche auf Schalke muss dann wieder Gras gefressen werden, wobei ein
Punkt in der Halle absolut zufriedenstellend wäre.
Also, alles für Werder, so wie immer!
P.S.: So, jetzt noch etwas Kritik. Liebe Verantwortliche vom
SVW. Wer bitte ist daran schuld, dass wir vor Bundesligaspielen Lieder wie „96,
alte Liebe“ hören müssen!? Diese Unsitte geht mir so sehr auf die Nerven, ich
könnte seitenlange Beschwerdebriefe schreiben, ohne dass es mir langweilig
würde. Respekt für den Gegner ist ja schön und gut, aber den muss man sicher
nicht so zum Zuge kommen lassen. Ich freu mich schon sehr drauf, „Hamburg meine
Perle“ im Weserstadion zu hören. Laden wir doch gleich noch Lotto-King
Dingeling ein und stellen ihm ‘ne Hebebühne vor den Gästeblock. „Stern des
Südens“ wird sicher auch toll. Das Einzige, was durch diesen Wahnsinn
hervorgerufen wird, ist ein „Scheiß [Name des Gegners]“-Singsang. Kann auch
nicht euer Ziel sein, oder?
Schöner Artikel, und auch wenn ich deine generelle Meinung zum Abspielen der Hymne das jeweiligen Gastes teile - soweit ich weiß wurde als das diese Saison das erste Mal so gemacht wurde durchgesagt, dass man bei Bayern, Schalke und Stellingen darauf verzichten wird. Immerhin etwas.
AntwortenLöschenDanke!
AntwortenLöschenDas habe ich nicht mitbekommen, finde es dann aber auch wieder ziemlich inkonsequent.
Bayern(?), Schalke(???!), Stellingen...wenn das zutrifft, Armutsbekundung der Durchsagenden was die Fan- Rivalitäten hier anbelangt.
AntwortenLöschenDa ich es gerade nochmal sehe: Auch Stern des Südens wurde gespielt. Also doch die Hebebühne für Lottopfosten Karl aufbauen.
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