Freitag der Dreizehnte. Ein Unglückstag soll es sein. Ob man
nun dran glaubt oder nicht, glücklich war ich nach dem Spiel in Berlin nicht.
Werder mit einer ordentlichen Leistung, die am Ende wieder nicht belohnt wird.
Schade. Die letzte Auswärtsfahrt der Hinrunde kann meinen Schnitt also auch
nicht verbessern. Alle Spiele in der Ferne gesehen, nur zweimal gewonnen.
Miserable Ausbeute meinerseits. Zumindest kann ich von mir behaupten, dass ich immer alles gegeben habe. Ein paar Impressionen
aus der Hauptstadt.
„Die Kurve singt für dich, egal was auch passiert. Ob du
Meister wirst oder heute hier verlierst!“ Das wohl Zutreffendste, was die Kurve
an Liedgut hervorgebracht hat. Zwar gab es in Berlin die achte Niederlage der
Saison, doch Pfiffe, die anderenorts zum Tagesgeschäft gehören, blieben wieder
aus. Stattdessen wurde über die vollen 90 Minuten ein durchaus ordentlicher Support ins Berliner
Olympiastadion geschmettert und die Mannschaft auch nach dem Spiel vor dem
Gästeblock besungen, statt beschimpft. Viele Gründe bot Werder für Letzteres auch
nicht.
Die Mannschaft fand ganz gut ins Spiel, stand hinten
einigermaßen sicher und setzte nach vorne von Beginn an Akzente. Nach starker
Vorarbeit von Aaron Hunt, der sein 200. Bundesligaspiel absolvierte –
Gratulation dazu! –, nahm sich Petersen ein Herz und ließ Kraft aus der Distanz
keine Chance. 1:0 nach einer viertel Stunde, perfekter Start! So hätte es gern
weitergehen können. Aber, und das ist eben typisch Werder, nur zwei Minuten
später gab’s Strafstoß für Hertha. Auch nach 1.899 Wiederholungen bin ich der
Meinung, dass andere Schiedsrichter den nicht unbedingt pfeifen. Aber das ist
dann wohl die Regelauslegung der heutigen Zeit. Berührung + Sturz = Elfmeter.
Klar, Selassie geht da etwas zu unbeholfen rein, aber ich hab schon andere
Fouls gesehen, die deutlicher waren und keinen Pfiff nach sich zogen.
Nach dem Ausgleich passierte dann genau das, was uns schon
gegen Bayern das Genick gebrochen hat: Die Mannschaft ließ sich vom
Gegentreffer aus der Bahn werfen, verlor die Zweikämpfe, die man zuvor noch für
sich entscheiden konnte und kassiert zwangsläufig und total unnötig das zweite
Gegentor. Und bei dem Ding muss man den Herren Bargfrede und Caldirola die
Frage stellen, ob sie überhaupt wissen, wie „Zweikampf“ geschrieben wird. Ganz
schwach, von beiden. Ramos hingegen macht alles richtig und lässt Wolf keine
Chance. Der arme Kerl. Da steht der gerade das dritte Mal im Tor, bekommt
seinen dritten Elfmeter eingeschenkt und kassiert kurz danach Gegentor Nummer
13. Am 13. Dezember. Passt ja.
Nach dem 1:2 zeigte Werder glücklicherweise wieder sein
anderes Gesicht. Zwar war man gerade in Rückstand geraten, doch die Spieler
begannen zu fighten. Überhaupt nicht unverdient markiert Hunt nur sechs Minuten
nach dem zweiten Gegentor den Ausgleich. Ein starker Konter, eingeleitet und
vollendet vom Torschützen persönlich. Gutes Ding!
Zu wenig gute Dinger bot unsere Elf leider in der zweiten
Hälfte. Nach dem viel zu schnellen und super unnötigen 3:2 brachte Werder nicht
mehr viel auf die Beine. Zu viele Fehlpässe und Ballverluste im Mittelfeld,
gerade von Elia, ließen Hertha die Kontrolle über das Spiel an sich reißen.
Zwar hatten Caldirola und Hunt noch die dicken Möglichkeiten zum Ausgleich,
doch der Erste ist eben ein Abwehrspieler und haut die Direktabnahme knapp
drüber und der Jubilar setzte seinen Freistoß kurz vor Schluss an den Pfosten.
Viel Pech und zu viel Unvermögen in der Defensive haben
Werder am Freitag in Berlin die Punkte gekostet. Ich weiß ja, dass wir keine
Weltklassespieler in unseren Reihen haben, die Woche für Woche die Gegner
schwindelig spielen oder Stürmer vor die Wand laufen lassen, aber Ordnung
halten in der Abwehr muss doch möglich sein. Ich hab mir am Samstag das Spiel zwischen
Augsburg und Braunschweig angesehen und muss sagen, dass die Abwehr des BTSV
nicht viel unkoordinierter durch die Gegend läuft als die unsre. Da muss in der
Winterpause definitiv dran gearbeitet werden, gern auch mit dem einen oder
anderen Neuzugang. Namen schwirren ja schon seit geraumer Zeit durch die
Katakomben des Weserstadions.
Ich habe die Befürchtung, dass die Saison eine ganz fiese
wird, wenn sich da hinten nichts ändert. Wenn ich wählen könnte, hätte ich
lieber ein nach vorne schleppend laufendes Spiel, aber dafür eine sattelfeste
Abwehr, als das, was jetzt gerade passiert. Zwar spielt die Mannschaft ab und
an einen richtig guten Ball und schießt mehr Tore als zu Beginn der Saison,
aber dafür rappelt es hinten auch regelmäßig. Da spiele ich ehrlich gesagt
lieber fünf Mal in Folge 0:0, als dass ich eines der Spiele gewinne und die
anderen vier mit 1:3 verliere, nur weil ich gern attraktiver spielen würde. Ich
glaube, wir haben bisher gesehen, dass sich momentan nicht beides vereinen
lässt. Nicht mit dieser Mannschaft. Und das soll nun gar keine Generalschelte
sein. Es ist einfach nur eine Feststellung der Tatsachen. Entweder bauen wir
auf eine sichere Abwehr und versuchen, ein Spiel auch mal 1:0 zu gewinnen, oder
wir rennen ins offene Messer. Diese Entscheidung liegt natürlich bei Robin
Dutt, aber ehrlich gesagt, gibt es nur eine Maßnahme, die er treffen kann:
Nämlich die, die er auch zu Beginn der Saison durchgesetzt hat. Hinten dicht,
vorne auf einen guten Konter oder das Glück hoffen.
Wo ist denn jetzt im Moment der Unterschied zu dem, was
Thomas Schaaf in Bremen gemacht hat? Ich sehe keinen! Unter Schaaf versuchte
die Mannschaft immer offensiv zu glänzen, kassierte hinten zu viele Tore und
verlor Spiel um Spiel. Und heute? Die Saison fing super an, man gewann ein
Spiel dann halt mal dreckig mit 1:0 und eigentlich war alles gut. Aber dann
fing wieder das Genörgel auf den Tribünen an. „Die spielen einen scheiß
Fußball!“, „Das ist doch nicht schön, so kannst du nicht dauerhaft auftreten“,
bla bla bla! Verwöhntes Bremisches Fußballvolk! Genau dieses Rumgelaber, sei es
von Seiten der Medien oder von den Fans, hat Robin Dutt doch dazu verleitet, in
der Offensive mehr in die Waagschale zu werfen. Und genau das hat die
Mannschaft auch schon zig Punkte gekostet. In meinen Augen war Dutt zu Beginn
der Saison auf einem guten Weg, hat sich aber zu schnell reinreden lassen.
Gegen Leverkusen kann der Trainer dann bitte wieder zum Konzept der ersten
Wochen zurück kehren und alles in die Abwehr stellen, was er zur Verfügung hat.
Spiel doch den langweiligsten Fußball der Welt, schietegal. Wenn am Ende genug
Punkte auf dem Konto stehen, fragt keiner mehr nach der Art und Weise. Nur: Sollten
die Punkte nicht ausreichen, wird mehr als nur kritisch hinterfragt.
Dutt hat sich null komma null reinreden lassen. Das lässt allgemein kein Trainer der Bundesliga zu. So viel offensiver haben wir auch gar nicht gespielt, aber es werden einfach pro Spiel viel zu viele Fehler gemacht. Darüber hinaus hatten wir - bis auf DO auswärts - ein leichtes Auftaktprogramm mit den Mannschaften verglichen die später in der Saison kamen und diese Fehler halt ausnutzen...
AntwortenLöschenZu verkürzt dein Denken und viel zu leicht gemacht so die mäßigen Leistungen zu erklären