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Montag, 8. Dezember 2014

Wut

Ganz bewusst habe ich hier in den letzten Wochen nicht geschrieben. Ganz bewusst habe ich die Hysterie-Welle um unser neues Trainergespann weder mitgetragen, noch abgelehnt. Ich habe beobachtet. Werderfans im Rausch der Gefühle, könnte man meinen. Friede, Freude, Eierkuchen in und um Bremen. Nicht einmal nach der Derbyniederlage gab es einen großen Aufschrei (oder aber, er ist nicht bei mir angekommen). Nach dem Sieg gegen Paderborn - gegen PADERBORN - wollte die Begeisterung gar nicht mehr abreißen. Und jetzt? Werder geht in Frankfurt sang- und klanglos mit 5:2 unter und zeigt sein zweites, bundesligaunwürdiges Gesicht.

Man möge mich nicht falsch verstehen, aber: Team-Viktory und was nicht alles geht mir auf die Nerven. Seit Wochen höre und lese ich die tollsten Dinge. Werder, digga. Da sind wir wieder. Paderborn mächtig einen eingeschenkt - nun kann uns nichts mehr stoppen. Da wurde die peinliche Derbyleistung rasch vergessen gemacht, als man den Riesen aus dem Niemandsland vier Buden einschenkte. Kurzerhand kann man "Team-Viktory"-Shirts kaufen, es werden peinliche Skripnicker-Lieder gedichtet und was weiß ich nicht alles. Schöne Sache, dann dürfte die Niederlage in Frankfurt ja auch von allen abgenickt werden, richtig? Oder, noch einfacher - weggenickt. So wie unsere Abwehr das ständig getan hat.


Ich will hier nicht den bösen Onkel spielen, der den Kindern so kurz vor den Festtagen erzählt, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt, aber einer muss es ja tun: Wir sind verdammt nochmal 17. und haben in Frankfurt gezeigt, wie ein Absteiger verteidigt. Und da helfen dann auch keine lustigen Lieder mehr. Es ist auch niemandem geholfen, wenn Skripnik und Frings weiter so sehr mystifiziert werden. Keiner der beiden kann zaubern. Klar, Werder-Urgesteine und so, ist mir bewusst. Ich freue mich auch, dass wir auf den Trainerstühlen und im Aufsichtsrat ehemalige Spieler etabliert haben. Ehrlich, freut mich. Aber das bringt uns verdammt nochmal keine Punkte. Also verschont mich bitte mit dieser Heroisierung des Trainergespanns. Allesamt!
Ich bin es sowas von leid, mir Woche für Woche denselben Mist anzugucken. Egal gegen wen es geht, Werder kann nicht ein einziges Mal hinten dicht halten. Gut, außer natürlich gegen Paderborn. Ich kann es nicht mehr sehen und ich bekomm einen ganz dicken Hals, wenn all die Fehler und Missgeschicke aufgrund von Siegen - egal, wie sie zustande kamen - einfach weggenickt werden. Das kann für unseren Verein nicht gesund sein.

Frankfurt gestern war für mich die logische Konsequenz aus Dummheit, Einfallslosigkeit, Unordnung und dem obligatorischen bisschen Pech. Werders Defensivleistung hatte dabei allenfalls Dschungelcampniveau. Da muss man sich dann auch nicht mehr über die ersten beiden Tore Frankfurts beschweren, wenngleich keines davon hätte zählen dürfen. Wer SO verteidigt, der hat sich die fünf Buden auch redlich verdient. Zum heulen ist das. Wenn ich mir allein das 3:1 anschaue. Wieso kann Meier so schnell reagieren und den Ball einschieben, Selassie aber nicht? Der steht da und guckt zu. Genau wie die gesamte Abwehr beim 4:2. So frei habe ich einen Stürmer nach einer Flanke noch nie im gegnerischen Strafraum gesehen. Da konnte einem der Strebinger richtig leidtun. Der musste die Suppe nämlich auslöffeln und in seinem ersten, nicht mal halben Bundesligaspiel, gleich drei Mal hinter sich greifen. Schönen Dank auch.

Ich weiß natürlich, dass nicht alles schlecht ist und Werders Spiel auch gute Ansätze zeigt. Gegen Paderborn konnte man ja tatsächlich von Fußball sprechen. Ich will auch Skrippo und Frings in keinster Weise kritisieren. Die Beiden machen mit Sicherheit einen guten Job, brauchen aber noch Zeit, um aus dieser Truppe eine auf Dauer schlagfertige Mannschaft zu basteln.
Da wir aber nun bekanntlich wieder auf dem vorletzten Tabellenplatz rangieren und die Saison bald Halbzeit feiert, sollte ein kritisches Hinterfragen der Bremer Gelassenheit erlaubt sein. Die stinkt mir nämlich gerade. Vielleicht auch einfach nur aus Wut über ein vergeigtes Wochenende.

Gegen Hannover sollte es am Samstag dringend drei Punkte regnen, damit im Falle zweier Niederlagen gegen die Borussen wenigstens 16 Zähler unter dem Tannenbaum liegen (19 waren es im Vorjahr).
Bin ich vielleicht froh, dass wir alle "nur" Fans sind und uns an Weihnachten nicht fragen müssen, was wir in unserem Job falsch machen, dass es gerade so schlecht läuft. Die Spieler dürfen sich diese Frage ruhig stellen, auch zur besinnlichen Weihnachtszeit. Denn so kann und darf es mit Werder nicht weitergehen. Also bitte: Siegen gegen Hannover, kämpfen  und ggf. überraschen gegen Gladbach und Dortmund. Ich habe fertig.

Nur der SVW

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