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Dienstag, 8. August 2017

Alter Sport, neues Business

Puh, Leute. In ein paar Tagen geht es für Werder um die Wurst. DFB-Pokal gegen Würzburg, sechs Tage später Bundesliga in Hoffenheim. Ich weiß nicht, wie es in euch aussieht, aber Vorfreude will bei mir nicht aufkommen. In der Magenregion, in der jetzt eigentlich ein wildes Durcheinander aus Vorfreude, Anspannung und Ekstase herrschen sollte, tut sich rein gar nichts. Geht das nur mir so?

Ich bin gerade so satt, so reizüberflutet von all dem, was im Fußballbusiness geschieht, dass ich mir die Frage stelle, ob das überhaupt noch mein Sport ist. Verrückt, wenn man bedenkt, dass all das nicht auf sportlichen Aspekten fußt, sondern einfach aufgrund der immer größer werdenden Kluft zwischen Profisport und seiner Basis entsteht.. ich habe da wirklich ein großes Problem mit.
Auf der einen Seite ist da der SV Werder Bremen, der seit Jahren große Teile meines Lebens bestückt und auch weiterhin bestücken soll. Auf der anderen Seite ist da jedoch dieser große, nicht greifbare Apparat aus korrupten Verbänden, freidrehenden Geldgebern und immer weniger Transparenz, der mir genau das zu nehmen droht, was mir eigentlich am allerwichtigsten ist. Das klingt jetzt sehr dramatisch, weil es ja nur um Fußball geht. Aber ich habe große Teile meiner Kindheit und beinahe meine gesamte Jugend beim Fußball verbracht. Ich habe im Weserstadion Menschen kennengelernt, die heute meine besten Freunde sind. Ich sehe Woche für Woche Leute im Stadion, die ich ansonsten nicht sehen würde und mit denen ich großartige Stunden verbringen durfte. Ins Stadion zu gehen ist für mich mittlerweile total normal und ein wichtiger Teil von mir geworden, weil es einfach mehr ist, als nur Fußball gucken. Mit 12 habe ich meine Dauerkarte geschenkt bekommen. Das ist jetzt 14 Jahre her. Ich kann also sagen, dass ein großer Teil meiner Persönlichkeit durch das gebildet wurde, was ich beim Fußball erlebt habe. Wenn ich heute auf all das zurückblicke und gleichzeitig beobachte, wie der Sport sich immer mehr von mir entfernt, weil mir bestimmte Werte einfach wichtig sind, dann tut das schon weh.

Das geht bestimmt nicht jedem so und nicht jeder Mensch kann nachvollziehen, was ich hier schreibe. Aber es gibt sicher einige unter euch, die sich ähnliche Gedanken machen und ihre Konsequenzen daraus ziehen. Meine Konsequenz wird sein, dass ich auf genau das verzichte, was mir so viel Spaß macht: Auf das Stadion. Ich werde meine Dauerkarte natürlich behalten und von Zeit zu Zeit auch selber nach Bremen fahren, um mir den ganzen Zirkus im Stadion zu geben. Aber eben nicht mehr jede Woche. Was ich vergangene Saison mit dem Verzicht auf fast alle Auswärtsspiele begann, versuche ich nun - in abgeschwächter Härte - auch mit Spielen im Weserstadion. Einfach, weil ich mich selber schützen möchte. Ich möchte auch weiterhin begeistert vom Sport sein, ich möchte wieder dieses Gefühl von damals haben, als ich mit Papa im Stadion saß und vor lauter Aufregung gar nicht wusste, wohin ich mit meinen Füßen und Händen soll. Natürlich wird diese kindliche Faszination nie zurückkommen, aber zumindest ein bisschen Vorfreude würde ich gerne wieder empfinden, wenn ich an Fußball denke. Dafür brauche ich jedoch zunächst erstmal ein wenig Abstand.

Ich hoffe wirklich, dass meine Begeisterung wieder aufflackert, sobald es richtig losgeht. Wenn ich jedoch an das denke, was uns da alles erwartet - Montagsspiele, Videoschiedsrichter, zig Abos – dann wird mir ein bisschen schwindelig. Aber gut, lassen wir uns überraschen und hoffen auf das Beste. Also auf Werder.
Nur der SVW!

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